vom RAHLAU.DE-Team
Wenn Rahlstedter Bürger von der „Rahlau“ sprechen, ist in der Regel der Rahlstedter Teilbereich des Flusses Wandse gemeint und nicht das Bächlein, welches auf aktuellen Karten als „Rahlau“ bezeichnet wird und vor allem durch Tonndorf-Lohe fließt. Auch wenn heutige Landkarten den Verlauf der Wandse von der Quelle in Siek bis zum Mühlenteich in Wandsbek als "Wandse" benennen, hat der Name „Rahlau" im mittleren Bereich eine Berechtigung.
Auf einem Plan des Kreisbauamts Wandsbek aus dem Jahr 1930 schlängelt sich die Rahlau, von Oldenfelde kommend, durch Rahlstedt, bis sie ab dem Zufluss der Stellau (bei der heutigen Wilhelm-Grimm-Straße) „Wandse" genannt wird. Andere Quellen gehen sogar noch weiter und bezeichnen den gesamten Verlauf des Flusses durch Rahlstedt als Rahlau. Annemarie Lutz führt in Ihrem Buch „Altrahlstedt an der Rahlau" (S. 36 f.) als zusätzliche Beweise für die Berechtigung des Namens „Rahlau" im Rahlstedter Kern den „Gasthof Rahlau" und die „Villa Rahlau-Eck" an. Der 1902 erbaute Gasthof (später Hotel Hameister, heute Hameister-Haus) wurde vom damaligen Wirt nach dem Fluss benannt, der die Grenze seines Grundstücks an der heutigen Rahlstedter Straße bildete. Die Familie Hameister nannte in dieser Tradition einen Anbau des Gebäudes „Rahlaustube". Auf dem Grundstück steht seit 2012 das Hameister-Haus, ein neues Wohn- und Geschäftsgebäude. Die Villa Rahlau-Eck in der Birrenkovenallee in Oldenfelde ist in einem Fernsprechverzeichnis von 1916 erwähnt. In goldenen Schriftzeichen war der Name "Rahlau-Eck" damals an der Hausfront zu sehen. Auch andere Schriftstücke aus dieser Zeit weisen immer wieder auf die Rahlau als Fluss hin, der sich durch Rahlstedt schlängelt.
Neben Annemarie Lutz ist auch Peter Kriz ein energischer Verfechter des Namens „Rahlau“ für den Flusslauf durch Rahlstedt. Er weist beispielsweise darauf hin, dass es sich beim Ortsnamen Rahlstedt um eine Abschleifung des ursprünglichen Namens "Radolvestede" handelt und sich der Name „Rahlau“ erst gebildet haben kann, nachdem sich die Bezeichnung „Rahlstedt“ eingebürgert hat. Für den emeritierten Pastor war als Kind immer klar, dass der Fluss hinter der Alt-Rahlstedter Kirche die Rahlau ist. Für ihn war es nicht nachvollziehbar, dass ein Bach, der den Namen seines Dorfes trägt, an dessen äußerstem Rand entspringt und vor allem zwei andere Dörfer durchfließt. Im Rahlstedter Jahrbuch 2000 (S. 38) schrieb er: "Schon früh hegte ich die Vermutung, dass die Rahlau nicht nur immer durch Rahlstedt geflossen sein muss, sondern die Tonndorf-Loher Rahlau wahrscheinlich nur der Unterlauf der ursprünglichen Rahlau gewesen ist". Diese Theorie sah er Ende 2000 untermauert: "Vor wenigen Wochen nun bekam ich die Karte der Walddörfer von 1753 zu Gesicht. Unter der Voraussetzung, dass sie einigermaßen korrekt ist, bestätigt sie meine Vermutung. Danach mündete die Stellau nicht bei der heutigen Wilhelm-Grimm-Straße in die Wandse, sondern floss südlich durch den alten Ortskern Neu- und Alt-Rahlstedts, dann durch Lohe und Tonndorf und mündete - wie noch heute die Tonndorf-Loher Rahlau - bei der Ölmühle in die Wandse." Es ist zu vermuten, dass die Stellau im 18. Jahrhundert umgeleitet wurde, um - wie damals üblich - den Wasserzufluss der Mühlen zu optimieren.
Der Name "Rahlau" taucht laut Peter Kriz (S. 39) erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Quellen auf. Vorher wurde der Gewässerverlauf vermutlich einfach nur "Bek" ("Bach") oder auch "Rahlstedter Beek" genannt. Dass die Rahlstedter den Namen "Rahlau" für Ihren Fluss auch heute nicht aufgeben, beweist zum Beispiel ein Schild am Wandsewanderweg westlich der Scharbeutzer Straße. Dort ist klar und deutlich zu lesen: "Rahlau"!